Aktien – 17.09.2021

Megatrend Künstliche Intelligenz

Die wichtigsten Fakten:

  • Künstliche Intelligenz schon heute Teil unseres Alltags
  • Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben noch nicht abschätzbar
  • Insgesamt sehr breit gestreutes Investmentthema

Quelle: Andriy Onufriyenko / Getty Images

Obwohl die meisten Menschen Künstliche Intelligenz (KI) heute wie selbstverständlich nutzen, ist ihnen der Siegeszug der innovativen Technologie nur selten bewusst. Zu dominant ist das medial verbreitete Bild einer KI in Gestalt eines überdimensionierten Computers oder eines humanoiden Superroboters, das in Filmen wie „2001: Odyssee im Weltraum“, „Matrix“ oder „Terminator“ gezeichnet wurde. Der Algorithmus einer Internetsuchmaschine, die Handschrifterkennung auf dem Tablet oder die automatisierte Auswertung von Röntgenbildern lassen sich mit solchen Fantasien nicht immer sofort in Einklang bringen.

KI: viel mehr als nur Superroboter

Künstliche Intelligenzen sind keine omnipotenten Problemlöser, sondern hoch spezialisierte Softwareprogramme, die für konkrete Herausforderungen die beste Lösung finden. Zu den bekanntesten KI-Anwendungen zählen Programme, die in Brett- oder Videospielen die weltbesten Spieler besiegen können. Zwar ist der praktische Nutzen solcher maschinellen Fähigkeiten eher begrenzt, sie machen jedoch das große Potenzial deutlich, das im Bereich der Künstlichen Intelligenz steckt: Das Computerprogramm AlphaZero beispielsweise erlernte bereits im Jahr 2017 das Schachspiel nur anhand der Spielregeln und im Spiel gegen sich selbst so gut, dass es bereits nach vier Stunden als Autodidakt von keinem Schachmeister – sei es Mensch oder Maschine – geschlagen werden konnte.

Grundlagen für weiteren KI-Ausbau vorhanden

Voraussetzung für solch erstaunliche Leistungen ist die Fähigkeit, Muster in umfangreichen Datensätzen sicher und schnell zu identifizieren. Zwar mangelte es bereits in der Vergangenheit nicht an Ideen für neue Einsatzbereiche intelligenter Software. Es fehlte jedoch lange an Möglichkeiten, diese mithilfe entsprechender Speicher- und Rechnerkapazitäten befriedigend umzusetzen. Kostete ein Gigabyte Festplattenspeicher laut dem US-Forschungsinstitut Statistic Brain im Jahr 1980 beispielsweise noch fast eine halbe Million US-Dollar und vor 15 Jahren noch immer ein paar US-Dollar, sind es heute kaum mehr Centbeträge. Gleichzeitig verdoppelt sich die Anzahl der weltweit verbauten Mikroprozessoren etwa alle zwei Jahre. Die wachsende Verbreitung des Internets und der Cloud-Technologie sowie mobiler Endgeräte wie Smartphones führt zudem zu einer immer schnelleren Zunahme der verfügbaren Datenmengen und ihrer weltweiten Vernetzung.

Neben den technischen Aspekten waren es ökonomische Entwicklungen, die die Verbreitung von KI-Technologien in den vergangenen Jahren begünstigten. Insbesondere der rasante Aufstieg von Plattformunternehmen wie Online-Suchmaschinen, Social-Media-Plattformen oder Internethändlern hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Umbruch in der weltweiten Unternehmenslandschaft geführt. Das Geschäftsmodell vieler dieser Riesenkonzerne basiert im Wesentlichen auf dem „Tausch“ kostenloser Dienstleistungen gegen Kundendaten, die sie für Werbezwecke vermarkten. Das treibt die Entwicklung neuer, intelligent vernetzter Dienste in allen Bereichen voran: Seien es die mittlerweile bereits weitverbreiteten Sprachassistenten für die eigenen vier Wände oder zukunftsweisende Systeme für selbstfahrende Autos.

Milliardeninvestitionen in die Zukunft

Die Auswirkungen dieser, gemessen an den Möglichkeiten, noch in den Kinderschuhen steckenden Technologien auf Gesellschaft und Wirtschaft lassen sich heute kaum abschätzen. Zumal über die Zukunft von KI unter Experten erhebliche Uneinigkeit besteht: Während die „Technoskeptiker“, nach der Definition des Physikers Max Tegmark vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), die Möglichkeit einer übermenschlichen KI in den kommenden 100 Jahren bezweifeln, erwarten einige „digitale Utopisten“ schon in den nächsten Jahrzehnten die physische Verschmelzung des Menschen mit Maschinen zur Verbesserung seiner Fähigkeiten. In welche Richtung das Pendel ausschlagen wird, hängt unter anderem davon ab, wie stark die Politik regulatorisch in die Prozesse eingreift und mit welcher Geschwindigkeit die weitere Entwicklung, insbesondere durch die großen Techunternehmen und staatliche Investitionsprogramme, vorangetrieben wird.

Offen bleibt, ob anzunehmende technologische Fortschritte im KI-Bereich das seit Jahren schwächelnde Potenzialwachstum tatsächlich nach oben verschieben können – und ob diese Entwicklung dann sowohl in den Industrieländern als auch in den Schwellenländern zu beobachten wäre. Unterschiedliche Meinungen herrschen ebenfalls hinsichtlich der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Während die Optimisten sich von KI vor allem einen Anstieg der Produktivität erhoffen – ohne grundsätzlich negative Auswirkungen auf die Beschäftigung –, sehen die Pessimisten das Risiko einer technisierten Arbeitswelt, in der intelligente Maschinen den Menschen sukzessive ersetzen und ihn aus dem Arbeitsmarkt drängen. Einig sind sich beide Seiten dagegen, dass es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu einem tiefgreifenden Strukturwandel am Arbeitsmarkt kommen wird.

Wettstreit um die globale Vorherrschaft

Bei aller Vorsicht hinsichtlich der Zukunftsaussichten Künstlicher Intelligenz bleibt festzuhalten, dass kaum ein anderer Bereich ein so großes Potenzial hat, unser Leben in den kommenden Jahrzehnten grundsätzlich zu verändern. Die Unternehmensberatung McKinsey & Company beispielsweise schätzt, dass die Weltwirtschaft durch zunehmende Automatisierung bis zum Jahr 2065 um jährlich 0,8 bis 1,4 Prozentpunkte stärker zulegen könnte – was den negativen demografischen Effekt auf das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern zumindest ausgleichen würde. Und schon Russlands Präsident Wladimir Putin hat 2017 mit Blick auf die KI-Entwicklung erkannt: „Wer in diesem Bereich die Führung übernimmt, wird Herrscher über die Welt.“

Breite Investmentpalette für Anleger

Wer als Anleger langfristig am Megatrend Künstliche Intelligenz teilhaben möchte, hat dafür entsprechend vielfältige Möglichkeiten. Allerdings wird er dabei nur selten auf ausgewiesene „KI-Unternehmen“ stoßen – es gibt sie schlichtweg kaum. Die maßgeblichen Player kommen vielmehr aus dem Bereich der Plattformökonomie, also der bereits angesprochenen Online-Suchmaschinen, Social-Media-Dienste oder Internethändler. Hinzu kommen unter anderem global agierende Techkonzerne aus der Halbleiter- und Softwarebranche, Cloud-Anbieter, Grafikkartenhersteller, Gesundheitsunternehmen oder Autokonzerne und deren Zulieferer, die in verschiedenem Maße entweder als Entwickler, Nutzer oder Ausrüster von und für KI-Technologien vom Megatrend profitieren. Regional könnte der Investmentfokus auf den USA liegen, der nach wie vor bedeutendsten Technation weltweit. Allerdings holen asiatische und dort vor allem chinesische Unternehmen mit großen Schritten auf.

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Redaktionsschluss: 14.09.2021

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