Die EZB will bis zur Jahresmitte über die Einführung des digitalen Euro entscheiden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Wann, Wie und Warum.
Alles deutet darauf hin, dass der digitale Euro kommt. Sein Nutzen ist vermutlich eher strategischer als praktischer Natur. Bild: adobe stock
Derzeit gibt es den Euro in zwei Formen: als Bargeld und als
elektronisches Geld auf den Konten der Banken (Giralgeld). Der digitale Euro
wäre eine dritte Form, die von der Zentralbank geschaffen und den Bürgern über
ein EZB-Konto zur Verfügung gestellt werden kann. Ob dafür eine dezentrale
Technologie wie die Blockchain oder ein klassisches Datenbanksystem genutzt
würde, ist noch offen.
Das ist eine gute Frage, auf die es noch nicht viele gute Antworten gibt. Auf jeden Fall erhalten die Besitzer mehr Sicherheit als bei einer Bankeinlage, die am Ende kein Geld ist, sondern ein Zahlungsversprechen der Bank. Ein Konto mit digitalen Euro ist dagegen echtes Zentralbankgeld. In der Praxis macht das angesichts der deutschen Einlagensicherung aber keinen großen Unterschied.
Weil sie sich auf mögliche Szenarien der Zukunft vorbereitet. Die Zentralbanken wollen verhindern, dass ihnen private Kryptowährungen wie Bitcoin oder Libra (heute Diem genannt) den Rang ablaufen. Die EZB will aber auch dafür sorgen, dass Europa weder von „klassischen“ außereuropäischen Digitalwährungen noch von außereuropäischen Zahlungsverkehrsdienstleistern abhängig wird.
Das weiß noch keiner. Bislang ist noch nicht einmal entschieden, ob er überhaupt kommt. Mitte dieses Jahres wird dazu voraussichtlich eine Entscheidung getroffen. Sollte die Entscheidung positiv ausfallen (was wahrscheinlicher ist als eine negative Entscheidung), dann wird es vermutlich mindestens vier, vielleicht aber auch bis zu zehn Jahre dauern, bis das Konzept in Europa live geschaltet wird.
Mit CBDC sind digitale Währungen von Zentralbanken gemeint. Die englische Abkürzung steht für „Central Bank Digital Currency“.
Ja, die Bahamas haben 2020 als erstes Land der Welt mit dem Sand Dollar eine digitale Währung eingeführt, damit abgelegene Inseln des Archipels besser an die Geldversorgung angeschlossen werden. Wichtiger aber: In China wird schon seit 2014 eifrig entwickelt und getestet. Experten halten es für möglich, dass die Chinesen der Welt ihre digitale Währung schon zu den Olympischen Winterspielen in Peking im Februar 2022 vorstellen.
Nach den derzeitigen Planungen nur über eine Bank. Zwar hat jeder Verbraucher de facto ein EZB-Konto, aber trotzdem keine direkte Beziehung zur Zentralbank. Das ist genau wie beim Bargeld, das ja auch niemand bei der EZB abholen kann. Tatsächlich wird der digitale Euro von den Banken alternativ zum Bargeld an die Kunden herausgegeben.
„Wir werden immer Banknoten haben“, versprach EZB-Chefin Christine Lagarde Anfang des Jahres. Der digitale Euro soll das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen. Ob man damit künftig noch viel anfangen kann, ist allerdings eine andere Frage. Ein Blick nach Schweden zeigt schon heute, dass Taxifahrer, Bäcker und Friseure oft abwinken, wenn jemand mit Scheinen wedelt. Dafür sorgt aber schon ganz ohne Digitalwährung allein das bequeme und schnelle kontaktlose Bezahlen.
Zunächst einmal ist keine Zahlung außer mit Bargeld anonym – die Frage ist immer nur, wer darüber Bescheid weiß. Die Sorge, dass eine staatliche Institution sämtliche Transaktionen aller Bürger erfasst, ist aber groß. Die EZB hat das verstanden und erwägt, „kleinere Zahlungen“ nicht nachvollziehbar zu gestalten – Details sind dazu noch nicht bekannt.
Wie die Bürger auch in einer Offline-Welt an ihr digitales Geld gelangen, ist ein wichtiger und noch ungeklärter Punkt. Ein im Netz abgelegter Euro verlangt grundsätzlich eine Anbindung ans Internet. Allerdings sind viele Verbraucher bereits daran gewöhnt, dass sie auch bei ihrer Direktbank nur mit Online-Zugang über ihr Geld verfügen können.
Im Prinzip schon. Viele auch grenzüberschreitende Zahlungen könnten innerhalb von Sekunden erfolgen. Gerade im Internet of Things (IoT) sind die Anwendungsfälle für Mikrozahlungen in großer Menge zahlreich. Allerdings braucht es dafür nicht zwingend einen digitalen Euro – auch der klassische elektronische Zahlungsverkehr ist mittlerweile sehr leistungsfähig geworden.
Die finden den digitalen Euro grundsätzlich gut. Der Bundesverband deutscher Banken hat schon 2019 das veröffentlicht, in dem er programmierbares Digitalgeld als „Innovation mit bedeutendem Potenzial“ einstuft.
Erst mal nicht viel. Kryptowährungen sind ganz anders positioniert: . Und sie werden von vielen Menschen genutzt, die den staatlichen Währungen misstrauen oder die Anonymität suchen. Allerdings könnte die Verbreitung digitaler staatlicher Währungen den Siegeszug vor allem von sogenannten Stable Coins stoppen. Diese Kryprowährungen, die den Wert einer klassischen Währung nachbilden, hätten dann keinen wirklichen Zusatznutzen mehr.
04/2021
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