Finanzierungen mit mehreren Banken mit einem einzigen Kreditvertrag sind für größere Mittelständler Standard geworden. Aber Konsortialkredit ist nicht gleich Konsortialkredit: Worin unterscheiden sich ein Club Deal und ein Synloan, und welche Kosten stellen die Banken gern in Rechnung?
Exklusiv: Der Club Deal ist ausschließlich den Hausbanken vorbehalten. Foto: adobe stock
Willkommen im Club! Der Konsortialkredit mit seinen drei bzw. fünf Jahren Laufzeit und der nicht fest zugesagten, aber häufig verwendeten zweimaligen Verlängerungsoption („3+1+1“ / „5+1+1“) ist über die Jahre der Goldstandard in der klassischen Unternehmensfinanzierung geworden. Im Fachjargon ist dann von Banken-Club-Deals oder sogenannten Synloans die Rede, also syndizierten Krediten.
Beide Begriffe werden gemeinhin gern als Synonym verwendet. Rechtlich betrachtet ist das auch korrekt. „Die vertragliche Grundlage ist ein Konsortialkreditvertrag, den alle Banken und der Kunde unterschreiben“, sagt Steffen Rapp, der das deutsche Structured-Finance-Geschäft der Deutschen Bank leitet. In der Praxis gibt es dennoch kleine aber feine Unterschiede zwischen dem Club Deal und dem Synloan.
Der Club Deal
Der Banken-Club-Deal setzt sich in der Regel aus den verschiedenen Hausbanken des Unternehmens zusammen, die laut Steffen Rapp gern auch von den Firmenkunden selbst mitgebracht werden. „Wenn alle Banken in der Finanzierungshöhe und dem Titel gleich sind, spricht man vom typischen Club-Deal“, sagt der Firmenkundenbanker. Doch obwohl alle Banken gleichberechtigt sind, gibt es Steffen Rapp zufolge meist ein oder zwei Banken, die die Zusammenstellung des Konsortiums koordinieren. Zudem gibt es einen sogenannten Facility Agent, der während der gesamten Laufzeit des Kredites den Informationsfluss steuert und die Verwaltung des Kredits für Kreditgeber und Banken übernimmt.
„Beim Club-Deal weiß der Firmenkunde eher, wie sich seine Banken in der Krise verhalten, weil es eben die langjährigen Hausbanken sind.“
Steffen Rapp, Deutsche Bank
Der Club-Deal zeichnet sich Rapp zufolge dadurch aus, dass er stark beziehungsgetrieben ist. Das hat auch Einfluss die Konditionen des Konsortialkredits, denn dieser wird beim Club Deal nicht isoliert betrachtet. Zwar orientiere sich die Kreditmarge in erster Linie am Risikoprofil des Kunden und jeder Kredit müsse für sich genommen auch profitabel sein. Doch weil der Kredit von den Hausbanken bereitgestellt wird, spielt auch das sogenannte Cross-Sell-Potenzial eine wichtige Rolle – also welches lukrative Zusatzgeschäft winkt den Hausbanken über den Kredit hinaus? „Das kann dazu führen, dass die Konditionen beim Club-Deal tendenziell etwas geringer ausfallen als bei einer stark marktgetriebenen Marktsyndizierung, bei der man Investoren anspricht, die das Cross Sell eher nicht einkalkulieren“, sagt Rapp.
Beim Banken-Club ist es darum wichtig, dass das Unternehmen genau weiß, wie seine Hausbanken ticken und welches Cross Sell sie benötigen. Eine regionale Landesbank hat vermutlich andere Ansprüche als eine international ausgerichtete Großbank. Seine Banken zu kennen, hat für den Firmenkunden aber noch einen anderen Vorteil: „Beim Club-Deal weiß der Firmenkunde eher, wie sich seine Banken in der Krise verhalten, weil es eben die langjährigen Hausbanken sind“, sagt Rapp. Diese jahrelang aufgebaute Vertraulichkeit gebe es beim breiter syndizierten und dadurch anonymeren Synloan nicht immer.
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Der Synloan
Der syndizierte Kredit (Synloan) spricht bewusst auch Geldhäuser außerhalb des bestehenden Hausbankenkreise an. „Hier gibt es ein oder zwei Bestandsbanken mit dem Ziel, die Finanzierung breiter am Markt zu syndizieren, weitere Banken hinzuzuziehen und vielleicht auch den institutionellen Kapitalmarkt anzusprechen“, sagt Steffen Rapp. Die Banken im Konsortium sind beim Synloan nicht zwangsläufig auf einer Stufe. „Wenn der Firmenkunde ein visibles Ranking der Banken mit unterschiedlich großen Finanzierungstickets (auch Tiering genannt) vornimmt, dann geht das weg vom Club-Deal hin zu einer breiten Syndizierung – die Grenzen sind hier sicherlich fließend“, sagt der Deutsch-Banker.
„Beim Synloan wird stärker auf vergleichbare Transaktionen im Markt geachtet und das Pricing richtig sich überwiegend an der ökonomischen Profitabilität aus.“
Steffen Rapp, Deutsche Bank
Mit mehr Finanzierungspartnern lassen sich meist auch größere Finanzierungsvolumina stemmen als über den Banken-Club. Beim Synloan sind typischer Weise neben den Hausbanken auch weitere Banken beteiligt. Die Aufgabe einer Bank oder einer ausgewählten Gruppe an Banken ist es, den Kredit zu strukturieren und anschließend breit am Markt zu syndizieren. Im Vergleich zum Club-Deal ist der Synloan weniger beziehungsgetrieben und orientiert sich nüchterner an den derzeit geltenden Marktstandards. „Beim Synloan wird stärker auf vergleichbare Transaktionen im Markt geachtet und das Pricing richtig sich überwiegend an der ökonomischen Profitabilität aus“, sagt Rapp.
Mehr als ein Zins: diese Leistungen stellen Banken beim Konsortialkredit in Rechnung
Bei einem Konsortialkredit kommen verschiedene Kosten auf ein Unternehmen zu. Unabhängig von der Bank sind das Anwalts- und ggf. Beraterkosten. Die Banken wiederum erheben zum einen den Kreditzins oder eine Bereitstellungsgebühr und lassen sich zum anderen auch einige weitere Leistungen vergüten.
Die Marge ist ein Risikoaufschlag, den die Banken abhängig von der Bonität des Kunden auf einen risikolosen Referenzzins verlangen. Derzeit ist das für Euro-Kredite der EURIBOR. Sofern der vereinbarte Referenzzins negativ ist, wird dieser dabei im derzeitigen Markt typischerweise bei „Null“ fixiert.
Die Commitment Fee wird von allen Konsortialbanken in Rechnung gestellt und bezieht sich auf das Volumen der bereitgestellten, aber vom Firmenkunden noch nicht gezogenen Kreditlinie. Sie ist fortlaufend zu entrichten und beträgt üblicherweise 35 Prozent der vereinbarten jeweils gültigen Marge.
Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Kosten mit Gebührencharakter.
Die Coordination Fee stellen die Banken in Rechnung, die das Konsortium anführen und beim Club-Deal oder Synloan die Syndizierung koordinieren. Sie ist ein fixer Eurobetrag, der einmalig beim Abschluss der Finanzierung anfällt und fünf- bis sechsstellig sein kann. Wie hoch die Gebühr ausfällt, hängt nicht nur vom Finanzierungsvolumen ab, sondern auch von der Komplexität der Finanzierung bzw. der Syndizierung.
Die Participation Fee stellen alle Banken in Rechnung, die sich am Konsortialkredit beteiligen und ist sowohl beim Club-Deal als auch beim Synloan am Markt üblich. Sie bemisst sich typischerweise prozentual an der Größe des Finanzierungstickets, das die jeweilige Bank nimmt und ist außerdem abhängig vom Risiko und der Laufzeit: „Je länger die Laufzeit, desto höher die Gebühr“, nennt Steffen Rapp als Faustformel.
Die Agency Fee stellt die Partei in Rechnung, die den Kredit über die gesamte Laufzeit hinweg verwaltet. Diese Bank koordiniert die Ziehungen von Kreditlinien und steuert den Informationsfluss. Die Gebühr ist eine jährlich fixe Provision, die sich in ihrer Höhe an der Komplexität der Transaktion und oftmals an der Anzahl der Banken im Konsortium bemisst. Hier lautet die Faustformel: je mehr Banken, desto höher die Agency Fee.
Die Documentation Fee wird typischer Weise von der Bank in Rechnung gestellt, die die Kreditdokumentation meist in Kooperation mit den involvierten externen Anwälten vorbereitet, und dann zunächst mit dem Kreditnehmer und anschließend mit den beteiligten Banken verhandelt (Dokumentationsagent).
Mit dem Einzug der Nachhaltigkeit in die Finanzierungswelt kam zuletzt noch eine weitere Gebühr hinzu: die ESG Coordination Fee. Diese erhält diejenige Bank die das ESG-Konzept innerhalb der Kreditvertragsdokumentation entwickelt und umsetzt. Insbesondere bei den Synloans spielen ESG-Kennzahlen Steffen Rapp zufolge eine zunehmend wichtige Rolle. „Meistens sind das Kennziffern, die den Kunden dazu motivieren sollen, seine ESG-Werte zu verbessern“, sagt der Banker. Um das vertraglich abzubilden, verlangt die verantwortliche Konsortialbank oftmals eine fixe Provision, die einmalig fällig ist.
05/2022
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Autor: Philipp Habdank. Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.
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